Eine sehr lange Zeit hat der Mensch im Einklang mit der Natur gelebt. Bis heute sind unsere Systeme eng miteinander verbunden. Seit der Industrialisierung sowie der Digitalisierung und Globalisierung in der Neuzeit hat sich sehr viel verändert. Vieles ist leichter und angenehmer geworden und vieles auf der Strecke geblieben.

Unsere Welt hat sich stark verändert: So sitzen wir mehr denn je, werden durch technische Hilfsmittel bewegt und verwöhnt, essen industriell zubereitete Nahrung und nutzen das Smartphone, um mit der Welt sowie anderen in Verbindung zu bleiben. 

Wir leben im sichersten und reichsten Zeitalter und doch sind unsere Babys noch echte Steinzeitmenschen ohne Erkenntnisse über unseren Fortschritt. Sie kommen mit anderen Erwartungen auf die Welt und fordern vehement ihre Bedürfnisse ein. Da tut es gut, sich ein wenig auszukennen und zu verstehen, wie diese Bindungs- und Entwicklungsbausteine zusammenhängen.

Als physiologische Frühgeburt kommen Babys mit rund 25 % Hirnreife auf die Welt und verbringen die nächsten 20 Jahre damit nach- sowie auszureifen. In den ersten zwei, drei Jahren entwickeln sie sich rasant, was Eltern nicht verborgen bleibt. Schlaflose Nächte, wilde Tage, stets verbunden mit der Frage „Wann wird es endlich besser?“ begleiten viele Eltern durch die erste Zeit. Sie geben alles, um ihrem Kind von Anfang an eine gute, stabile und sichere Bindung zu ermöglichen.

Ein Überblick über die Bindungsbausteine

Wir können vieles und noch mehr richtig machen. Das ist sicher, denn mittlerweile gibt es unzählige Ratgeber darüber, was unsere Kinder für eine gesunde Entwicklung benötigen. Deshalb kommt hier ein Überblick über die wichtigsten Bausteine, nämlich Schwangerschaft, Geburt, Stillen, Tragen, Windelfrei, Schlafen und Leben, Ernähren und Bewegen, und wie sie zusammenhängen. Denn alles ist miteinander verbunden, von Anfang an. Jeder Baustein für sich ist bereits sehr wertvoll und alle gemeinsam ergeben ein spannendes Bild, das in jeder Familie anders aussieht.

Wir prägen unsere Kinder, noch bevor wir überhaupt an unsere Kinder denken. Denn die Art und Weise, wie wir leben, wie wir uns bis zur Schwangerschaft ernährt und bewegt haben, geben wir weiter. Unsere Denk-, Kommunikations-, Verhaltens- oder Stressmuster werden teilweise über Generationen weitergegeben. Gleichzeitig hat der schnelle technische Fortschritt dafür gesorgt, dass sich neue Muster etabliert haben, die heute unseren Alltag prägen und es uns nicht immer leichter machen.
Schwangerschaft

Während Schwangerschaft haben wir viele Möglichkeiten uns auf unser zukünftiges Baby bzw. Leben mit Baby vorzubereiten. Auch wenn es immer heißt, dass schwanger sein nicht automatisch Kranksein bedeutet, so ist es eine gute Gelegenheit, einen Gang herunterzuschalten anstatt einen höher, um zusätzlich in die Vorbereitungen einzusteigen. 

Höher, schneller, weiter ist weder in der Schwangerschaft noch in der Gesellschaft das passende Motto. Denn auch wenn wir es nicht bemerken und von außen nicht sehen können, ist unser Stresssystem oftmals im Anschlag. Das bemerken wir z. B. an unseren Wehwehchen.

Unser Stress(er)leben geht mit einem biochemischen Cocktail einher, der bereits im Bauch der Mutter das Ungeborene prägt. Hinzu kommen unsere epigenetische Ausstattung und unser Blick auf die Welt. Prägt Cortisol, das Stresshormon, unseren Alltag, beeinflusst es alles Weitere.

Zusätzliche spannende „Entstehungselemente“ sind die Ernährungsgewohnheiten der Mutter. Denn der Geschmack im Fruchtwasser ist für das Ungeborene bereits ein erster Einblick in die kulinarischen Geschmacksrichtungen, die das Baby später etwa beim Stillen erkunden wird. Gehört die Pastinake nicht zum Speiseplan der Mutter, kann es gut sein, dass das Baby beim Beikoststart entrüstet den Kopf schüttelt.

Die Beweglichkeit und auch Bewegungen der Mutter dienen bereits in der Schwangerschaft als Blaupause für spätere Bewegungsmuster des Babys. Der ursprüngliche Wolkengang, mit dem Schwangere elegant wandelnd ihren Körper mit wachsendem Bauch bewegt haben, gehört nicht mehr zum gängigen Stadtbild, was ein Hinweis darauf ist, wie unser modernes Leben bereits in unser persönliches Leben eingegriffen hat.

Geburt

Eine Geburt unter Stress, Angst oder Unsicherheit kann einen schwierigen Start für Mutter, Vater und Kind bedeuten. Denn auch hier laufen einige Fäden zusammen, die sich in den nächsten gemeinsamen Jahren fortspinnen können. Wie sehr eine ungewohnte Umgebung, Berührungen durch fremde Hände oder nur der Geruch von Desinfektionsmitteln eine Gebärende aus dem Gleichgewicht bringen kann, ist hinlänglich bekannt. 

Geburtsstillstand, Wehentropf, Einleitungen, Kaiserschnitt, PDA und vieles mehr haben einen Einfluss auf die zukünftige Entwicklung wie den Stillstart oder das Wochenbett. Hier ist nicht nur das Baby betroffen, sondern auch die Eltern. Ihre Wünsche, Hoffnungen und Sehnsüchte rund um die Geburt und den Start als Familie spielen ebenfalls eine große Rolle.  

Wie fit und beweglich eine Frau vor und während der Schwangerschaft war, zeigt sich auch während der Geburt. Dies ist ein bewegender Moment, der kräftezehrend und andauernd sein kann. Ob ein Baby durch die Geburt oder auch während der Zeit in der Gebärmutter Verspannungen im Körper erfahren hat, kann sich später beim Stillen oder Tragen zeigen, wenn es mit Schmerzen oder Verweigerung reagiert.

Leben

Leben mit Baby kann eine Herausforderung sein. Alles ist neu und unbekannt. Hier zeigt sich, wie gut das Mutter-Kind-Team im Alltag ankommen kann, und zwar abhängig vom Geburtsverlauf, der persönlichen Fitness und den eigenen Ansprüchen sowie den von der Gesellschaft herangetragen Ansprüchen an frisch gebackene Eltern. Vor allem die persönlichen Stressmuster können den Start erschweren. Ängste, Unsicherheiten und der Alltagsstress zeigen sich je nach Temperament des Babys in seinem Verhalten.

Je entspannter eine Bindungsperson ist, umso entspannter kann das Baby sein. Das schreibt sich leichter, als in Wirklichkeit ist. Denn unser Leben ist recht vielschichtig und komplex. Es mangelt an Unterstützung, am berühmten Dorf, am Vorwissen, an eigenen Erfahrungen. Hinzu kommen zahlreiche Expertenmeinungen, Ratschläge und immer noch weitergetragene Mythen aus dem Kaiserreich sowie Johanna Haarers berühmten Buch „Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind“. 

Viele Glaubenssätze werden seit Jahrzehnten weitergereicht und erschweren den Beziehungsaufbau. Damals war das gewollt, heute ist es hinderlich, denn die Bindungsforschung ist mittlerweile recht weit. Wir wissen, was einem Baby guttut und doch können wir es nicht immer umsetzen. Viel Körpernähe, viel Tragen, Windelfrei, Stillen oder bedürfnisorientiertes Fläschchengeben oder Co-Sleeping sind die gängigen Gamechanger. Sie alle beeinflussen einander und können das Leben leichter oder schwerer machen. Je nachdem, was wir leisten können und welchem Pfad wir folgen. 

Ein neues Menschenbild liegt all diesen Bindungsbausteinen zugrunde, mit dem es sich lohnt, sich auseinanderzusetzen. Vor allem, weil es oftmals mit den älteren Generationen kollidiert und hier Konflikte entstehen können, die Familien entzweien. Wer das Thema Menschenbild vertiefen möchte, kann in den Podcastfolgen #006 und #007 vorbeihören.

Welche Hilfsmittel (Schnuller, Pezziball, Federwiege, etc.) in welcher Dauer, Intensität und Häufigkeit zum Einsatz kommen, hängt ebenfalls davon ab, wie wir leben. Oftmals erleichtern sie den Alltag mit Baby, oftmals erschweren sie ihn auch, wenn es plötzlich nicht mehr ohne geht, also ein Baby ohne Bewegung nicht ein- oder weiterschlafen und sich ein Kind ohne Schnuller nicht entspannen kann.

Wie wollen wir Familie leben, welche Werte sind für uns wichtig, welche Glaubenssätze dürfen wir über Bord werfen, wer bin ich und wer will ich sein? Mit einem Kind kommen Fragen auf, die wir uns vorher nie gestellt haben. Und doch lohnt es sich, diese Hausaufgaben zu machen, um dem eigenen roten Faden folgen zu können.
Stillen

Wie gut das Stillen klappt (wenn gewünscht), hängt unter anderem davon ab, wie die Geburt verlaufen ist, ob sich eine Mutter im Vorfeld vorbereiten konnte, eine entsprechende Unterstützung an ihrer Seite hat, wenn Schwierigkeiten auftreten. Können orale Restriktionen ausgeschlossen werden, wenn es beim Saugen nicht richtig klappt? Hat das Baby Verspannungen, weswegen ihm und ihr das Anlegen Schmerzen bereitet? Sind Mutter und Baby fit genug? Stillen ist zwar ein natürlicher Prozess, also beide Seiten verfügen über alle Notwendigkeiten und Fähigkeiten, und doch bedarf es etwas Übung, damit Stillen so harmonisch verläuft, wie wir uns das oftmals vorstellen.

Auch windelfrei spielt beim Stillen eine Rolle. Denn drückt die Blase, lässt es sich nicht gut trinken. Hier kann entspanntes Abhalten viel Erleichterung bringen. Mit dem Abhalten geht das Wissen um adäquate Abhaltepositionen einher. Denn ein Neugeborenes ohne Körperspannung benötigt etwas anderes als ein „stabiles“ Baby von sechs Monaten. Damit einher geht das Kinesthetic Infant Handling, also die Art und Weise wie wir ein Baby bewegen.

Nächtliches Stillen stört zwar den Schlaf von Müttern, ist aber eine logische Folge und unabdingbare Notwendigkeit für die rasante Entwicklung in den ersten Monaten und Jahren. Auch nach den empfohlenen sechs Monaten lohnt es sich für Mutter und Kind, nicht nur für die Bindung. 

Im zweiten Lebensjahr, wenn die Kinder mobil werden und sich die ersten aufgeschürften Knie holen, sorgt die Muttermilch mit ihren Antikörpern und Nährstoffen als Booster für die Kleinen. Wunderbar, oder? Gleichzeitig lohnt sich ausgerechnet dann Einschlafstillen, wenn die Welt größer, bunter und aufregender wird. Denn hier kann sich kaum ein Baby entziehen und das Loslassen bzw. Einschlafen fällt leichter.

Bewegen

Wie bewegen wir uns mit dem Baby auf dem Arm, am Körper, im Tragesystem und wie bewegen wir das Baby? Hier können wir einen großen Unterschied machen und doch ist das Thema so riesig, dass ich hier auf die entsprechende Podcast-Folge (Folgen #015 und #016) sowie den YouTube-Kanal von Liane Emmersberger verweisen möchte. Ergänzend dazu haben wir eine Folge zum Thema Bindung durch Berührung und Bewegung aufgenommen (#047).

Streckt sich ein Baby durch, weint es beim Hochnehmen, oder erschreckt es sich, wenn wir zu schnell sind, bekommen wir automatisch eine Rückmeldung, dass wir unsere Bewegungsmuster einem Check-up unterziehen dürfen. Denn ob wir ein schlafendes Baby ablegen können, draußen ohne Hilfsmittel stillen oder abhalten können, hat viel mit dem Handling zu tun. Mit einer achtsamen, langsamen Berührung werden Verspannungen bzw. Blockaden sichtbar, die Bindung wird gestärkt und Eltern können sich vieles leichter machen. Vor allem, wenn die Kinder schwerer werden.

Am Baustein Bewegung hängen ebenfalls die frühkindlichen Reflexe, die vielen Eltern tatsächlich ein Begriff sind. So etwa der Moro-Reflex, der Handgreif-Reflex oder der Saugreflex. Die frühkindlichen Reflexe sind maßgeblich an der Entwicklung eines Menschen beteiligt. Aktive, sanfte Bewegung beeinflusst die Entwicklung und Verknüpfung von Hirnnervensträngen sowie Synapsen. Und zwar in alle Richtungen.

Schnelle, abrupte Bewegungen, zu starke Reize in Form von Licht, Lautstärke, Gerüche, Angst vor Verlassenwerden können die Integration des Moro-Reflexes stören. Dies spüren Eltern dann, wenn ein Baby sofort wieder wach ist, sich nicht ablegen lässt und viel Nähe einfordert. Kinästhetisches Handling unterstützt die Integration der frühkindlichen Reflexe, vordergründig bei anspruchsvollen Kindern und Schreibabys. Ein lohnenswertes Thema, das Eltern ins Nachdenken bringt, wie sie selbst gern berührt und bewegt werden wollen. Einen Ausflug in die Schreckschutzreflexe (z. B. den Moro-Reflex) findest du in der Podcast-Folge #044.
Schlafen

Schlafen und Tragen, Schlafen und Stillen, Schlafen und Windelfrei, Schlafen und Leben, Schlafen und Bewegen – hier laufen viele Fäden zusammen, die Bindungsbausteine greifen ineinander. Kein Thema bewegt mehr die Gemüter als der Schlaf – oder das Nichtvorhandensein des selbigen. 

Dabei hat es die Natur wunderbar eingerichtet. Beim Einschlafstillen dämmern die Babys gemütlich weg, fühlen sich geborgen und spüren die Wärme der Mutter. Der Ammenschlaf gaukelt einer Mutter nachts dank entsprechender Hormone den Tiefschlaf vor, sodass sie stillen und gleichzeitig erholsam schlafen kann (könnte).

Beim Co-Sleeping sorgt der CO₂-Ausstoß der Mutter für regelmäßiges Atmen und Beenden der Atemaussetzer beim Baby, was eine natürliche Prophylaxe für den plötzlichen Kindstod darstellt. Nächtliches Abhalten sorgt für ruhige Nächte und Einschlaftragen durch den Vater funktioniert ebenfalls ganz wunderbar.

Da Schlaf eine Trennung bedeutet, zur Steinzeit im schlimmsten Fall eine tödliche Trennung, sind die Alarmsysteme eines Babys recht scharf geschaltet. Die allermeisten Babys reagieren sofort und wollen nicht allein sein. Je empfindlicher das Stresssystem eines Babys ist, etwa durch die Schwangerschaft, die Geburt und die ersten Wochen, umso anspruchsvoller sind die Nächte und auch Tage.

Je gestresster die Bindungsperson ist, umso schwieriger wird es mit dem erholsamen Schlaf. Wie gestresst Mutter und/oder Vater sind, hängt von der Gestaltung der Tage, dem Umgang mit schwierigen Entwicklungsphasen des Babys, den eigenen Ansprüchen und Glaubenssätzen zusammen. Hier rächt sich unser moderner Kleinfamilienalltag, denn die meisten Mütter versuchen ein Pensum zu stemmen, das nicht menschenmöglich ist.

Da es zum Babyschlaf so viel mehr zu sagen gibt, empfehle ich auch hier die Podcastfolgen 29 und 30. Deshalb zusammenfassend in aller Kürze: Weder hungrig noch schwitzend, frierend, mit voller Blase oder gestresst, in großer Angst schläft es sich gut. 

Auch wenn es manchmal den Anschein erweckt, ein Baby würde selig schlafen, lohnt sich der Blick auf den Weg dorthin. Ist der Stress zu hoch, schickt der Körper ein Baby schon mal in den Schutzschlaf. Das ist eine Schlafepisode, aus der schnell wieder erwacht wird und in der die Erholung fehlt. Es wird also nicht besser, eher im Gegenteil. Deshalb lohnt es sich beim Schlaf alle Bindungsbausteine im Blick zu haben.

Tragen

Der Mensch wird als aktiver Tragling geboren. Beim Tragen ist also ein Baby gar nicht so passiv, wie es von außen erscheinen kann. Es steuert aktiv mit und macht bereits früh Ausgleichsbewegungen. Es lernt erste Bewegungsmuster durch die Art und Weise wie sich der Träger, die Trägerin bewegt. Auch hier lohnt sich der Blick auf die eigenen Bewegungsmuster. Sind sie vielfältig, sanft, ruhig, langsam und durch Drehbewegungen gekennzeichnet oder eher abrupt, schnell und parallel?

Babys wollen getragen werden. Dabei bevorzugen sie eine großflächige, sichere Umgebung, die ihnen Halt gibt. Einseitige Trageweisen, der Fliegergriff mit fixiertem Köpfchen, vor dem Körper hängend, über die Schulter hängend fürs Bäuerchen kann Folgen haben, die zum Zeitpunkt des Tragens gar nicht absehbar sind. 

Ein kleines Beispiel: Ein Baby vor dem Körper zu tragen, damit es gut sehen kann, während ein Bein hängt und ein anderes gegriffen, also gehalten wird, kann sich später beim Krabbeln wiederfinden. Nämlich dann, wenn ein Bein hinterhergezogen wird und aus einem unbekannten Grund blockiert scheint.

Ansonsten ist Tragen eine wunderbare Art, das Leben mit Baby zu gestalten. Von Geburt an bis ins fortgeschrittene Baby- bzw. Kleinkindalter. Wenn denn Tragen als Bindungsbaustein etabliert und auch an die jeweiligen Entwicklungsphasen des Kindes angepasst wurde. In der Trage stillen, hilft kleinen Weltentdeckern und Entdeckerinnen zu entspannen, in den Schlaf zu finden und Co-Regulation bei großen Gefühlen zu erfahren. Tragen ermöglicht einen Alltag mit Geschwisterkindern und beide Hände freizuhaben.

Deshalb gibt es auch eine Folge rund ums Tragen (#039). Hier wurden die wichtigsten Fragen zu diesem Thema aufgegriffen.
Windelfrei

Ein Thema, das gern übersehen oder missverstanden wird, ist Windelfrei. Auch hier ranken sich viele Mythen und Fehlinformationen, die die Umsetzung im Alltag erschweren. Wache Babys scheiden alle 5 bis 10 oder 20 Minuten aus. Sie signalisieren dies gerade am Anfang durch Weinen, Unruhe, Beine hochziehen oder andere Signale sehr deutlich, die oftmals missverstanden werden können. Deshalb lohnt es sich, bei Check müde, hungrig, überreizt, auch die volle Blase oder den drückenden Darm mitzuberücksichtigen.

Denn mit einem akuten Ausscheidungsbedürfnis schläft, stillt & isst es sich schlecht und auch beim Tragen kann es den Anschein erwecken, dass sich ein Kind nicht wohlfühlt. Gerade beim Tragen ist für die tragende Person umso deutlicher, genau dieses Bedürfnis zu erspüren. Eine tolle Kombination. Das Baby dankt es, indem es in der Regel mit dem Ausscheiden wartet, bis es nicht mehr im Tragesystem ist, sofern die Parteien ein eingespieltes Team sind.

Sich frühzeitig mit Windelfrei zu beschäftigen, erleichtert auch das spätere Trockenwerden. Denn die Reiz-Reaktionskette bleibt erhalten und muss nicht erst wieder erlernt werden. Da es immer mehr ältere Kinder in Windeln tags wie nachts gibt, mit erschreckenden Folgen (Windeldermatitis, Wickelkämpfe, Bettnässen im Grundschulalter), lohnt es sich, beim täglichen Windelwechseln hier eine persönliche Routine einzuführen. Denn ein- bis zweimal erfolgreich abzuhalten, würde schon reichen. Sogar in die Windel.

Da Windelfrei mein Herzensthema ist, gibt es hier direkt zwei Podcastfolgen: #017 und #059. Denn auch hier kommen viele Bindungsbausteine zusammen: Kinästhetisches Bewegen, das die Integration frühkindlicher Reflexe unterstützt, besserer Schlaf, viel Körper- und Hautkontakt, perfekter Tandempartner fürs Stillen bzw. Ernährung im Allgemeinen oder Tragen und ein immenser Booster für das eigene Selbstwirksamkeitserleben. Denn das leidet schon mal sehr im Alltag mit Baby.
Fazit

Natürlich kann auch dieser Blogartikel nicht vollumfänglich alle Seiten dieser Bindungsbausteine beleuchten. Mein Ziel war es aufzuzeigen, dass sie alle ihre Berechtigung haben und ineinandergreifen und ein wunderbares großes Ganzes bilden. 

Gleichzeitig kommt oftmals das Leben dazwischen und vieles anders. Jede Familie hat andere Voraussetzungen und Ressourcen, andere Vorstellungen und Wünsche für das Leben mit Baby. Wir alle starten an unterschiedlichen Punkten und treffen uns bei der Hoffnung, alles gut und richtig für die eigenen Kinder zu machen.

Die wichtigsten Fragen und Abbiegungen rund um die Bindungsbausteine findest du in der Podcast-Folge #065. Auch die Antwort dazu, ob wir unserem Baby schaden, wenn wir nicht alles in Perfektion ausüben. Kleiner Spoiler: Nein. Gut ist gut genug. Und das gilt auch für diesen Artikel. Es ist genug.

Wenn du noch mehr wissen möchtest, höre dich gern durch die Podcastfolgen deiner Wahl oder schau auf meiner Kikudoo-Seite vorbei. Dort findest du verschiedene Angebote für unterschiedliche Altersklassen. Allen gemein ist, dass sie dem roten Faden der Bedürfnisorientierung folgen. Denn wenn wir verstehen, wer wir sind, was uns ausmacht, wohin wir eigentlich wollen und was wir dafür benötigen, wird alles gleich viel leichter.