Wie Corona und Marie Kondo zusammenpassen? Ein Dreamteam würde ich sagen, denn das eine verschafft die Zeit, endlich das zu tun, was die andere seit Jahren mit ihren Büchern promoted. “Does it spark joy?” trifft zwar herzlich wenig auf Corona zu, aber nicht alles ist schlecht, was so ein Lockdown hervorbringt. Über die guten Seiten haben wir ja bereits im Podcast bei Freaking Dad geplaudert, hier im Blog kann ich gerne noch einmal auf paar Aspekte eingehen, die gut zu Artgerecht passen.

Was macht dich glücklich?
“Does it spark joy?” Kinder sind ja bekanntlich in ihren ersten Lebensjahren voll auf der Gefühlsschiene, die Kognition hängt hinterher. Leider länger als uns lieb ist. Sie entdecken mit Leidenschaft, wollen ihre Sinne ausleben und einfach nur ihren Impulsen folgen. Für Eltern sind das gleichzeitig oft die Momente, wo wir zum 15. Mal am Tag rufen: Nein, nicht dahin! Nein, das in Ruhe lassen! Oh Gott, runter da! Wo hast du das denn gefunden? Wie bist du denn dahin gekommen? Kann man machen, wenn’s glücklich macht. Muss man nicht. Eine Lösung kann die Ja-Umgebung sein. Für alle in der Familie. Nicht nur im Kinderzimmer.

Was macht dich weniger glücklich?
Mich nervt es übrigens, kolossal, das ständige Rumnölen. Auf der einen Seite rede ich mir den Mund fusselig, auf der anderen Seite weiß ich ganz genau, dass mir keiner zuhört. Oder zwar zuhört, aber sich dafür entscheidet, dass das hier jetzt einfach spannender ist. Ich würde mir auch nicht zuhören wollen, wenn die Platte ständig hängt. Mich nervt, dass ich gerne etwas aus der Gefahrenzone bringen möchte, nur nicht weiß, wohin. Dass sich Dinge anfingen zu stapeln und damit neue Gefahrenzonen oder eben Abenteuerplätze entstanden sind. Ist ja immer eine Frage der Perspektive. Immer hinschauen zu müssen, wer grad wo unterwegs ist in der Wohnung. Dann kam der Lockdown.

Den Familienalltag erleichtern
Perfekt. Denn wir hatten bereits letztes Jahr mit der Konmarie Methode Freundschaft geschlossen und Zimmer für Zimmer auf Vordermann gebracht. Letztlich ist das Aufräumen und Entmisten ein Prozess, die eine Sache gebe ich gerne her, an der anderen hänge ich noch. Da braucht es manchmal den richtigen Impuls und plötzlich wird es ganz leicht. Nun ein Jahr später sind wir gemeinsam in die nächste Runde gestartet und die Kinder haben fleißig geholfen - soll heißen, sie haben fleißig zerrissen, zerbissen, auseinandergenommen und ihre Zeit schamlos ausgenutzt.

Frühjahrsputz, umräumen, entsorgen, verschenken, sichern - damit ging eine ganze Woche rum. Es ist einfach so entspannend, wenn viele Entscheidungen bereits getroffen sind und nicht mehr täglich neu getroffen werden müssen. Eine Jacke für den Winter, eine für Frühling und Herbst, ein paar Schuhe für den Spielplatz, ungelesene, ausgelesene oder langweilige Bücher haben ein neues Zuhause gefunden. 

Hier die Best of Coronakondo DIY Fragen:
  • Was zieht dein Kind nicht mehr an, was ist zu eng, zu klein, zu warm und hat keine Micky Mouse drauf? Das spart eine Menge Diskussion, wenn die Dinge gar nicht da sind, die das Kind jetzt sofort haben will oder nicht mehr hergeben will.
  • Gibt es genug Ecken, in denen dein Kind nach Herzenslust rumwühlen, entdecken und allein machen kann? Wir haben in jedem Raum auf Augenhöhe Wühlkisten und ungesicherte Schubladen, sie können z.B. Schuhe anziehen üben, Mütze aufsetzen, Kuscheltiere in den Urlaub fahren, Spielzeug selbst wegräumen (also könnten, wenn sie wollten)
  • Gibt es genügend sichere Plätze, um sich auch auszutoben, zu klettern und zu springen? 
  • Sind die auserkorenen Kletterplätze sicher und spannend genug? Alle Fensterbänke sind hier mittlerweile freigeräumt und die Gardinen hochgebunden. Die gratis Peepshow ist ja nicht für ewig.
  • Was möchtest du selbst sehen, wenn du in einen Raum kommst und was möchtest du nicht mehr sehen? Ich wollte lieber Fotos von uns als Frösche sehen und so sind die einen in den Keller gezogen und die Fotorahmen, also die noch nicht ganz zerkauten Reste, sind nach oben die Regale gezogen, die Fotoleiste fiel eh den Kletterkünsten zum Opfer.
  • Was brauchst du täglich und was brauchst du eigentlich nie? Gallseife ist hier heutzutage hoch im Kurs, Massageschwamm ist dafür stark im Kurs gefallen, ist aber eine coole Unterlage für die Seife im Bad und hat damit eine neue Berufung gefunden.
Die Ja-Umgebung für dein Zuhause
Wenn du selbst die Erfahrung gemacht hast, 
  • was eine Ja-Umgebung bedeutet, 
  • wie es sich anfühlt in einer zu leben, 
  • wenn alles was du siehst, dich glücklich macht und seinen Platz hat, 
  • du schnell genau das findest, was du brauchst und es ebenso schnell zurückräumen kannst, 
dann kann das den Familienalltag sehr entspannen. Wenn unbewusste blinde Flecken erkannt und beseitigt sind und stattdessen viele gute Laune Dinge deine Räume füllen, dann macht das Zuhausesein mehr Spaß
Dann kannst du auch eine Ja-Umgebung für dein Kind schaffen, weil deine Sinne geschärft sind, weil du verstanden hast, worauf es ankommt. Weil du weißt, was für gute Laune sorgt und du nicht mehr ständig aufpassen und rufen musst: Vorsicht!

Einmal und nie wieder?
Einmal Coronakondorn und fertig? Leider nein. Kinder sind bekanntlich sehr kreativ und kommen schneller als sie wachsen und reifen auf immer neue Ideen, was sie alles in der Wohnung noch nicht ausprobiert haben. Das merken wir daran, dass nach einigen Wochen der Ruhe plötzlich neue Schauplätze auftauchen und die Platte wieder hängt. “Stop, die Truhe ist kein Klettergerüst!” Das Gute ist allerdings, dass es jetzt sehr viel schneller geht, um zur Ja-Umgebung zurückzufinden. Denn die Sinne sind geschärft, ich sehe dich, mein Kind, ich höre, was du da gerade machst. 

Wie sieht das bei dir aus? Hat alles seinen Platz für dich und dein Kind, fühlst ihr euch am rechten Platz, wenn ihr Zuhause sei? Schreib mir gerne!